Der Logopädie-Fashionblog

„Was ziehe ich heute zur Arbeit an?“ Diese Frage muss ich mir nie stellen.
Kaum streife ich mir das rote T-Shirt und die weisse Hose über, bin ich durch und durch Logopädin. Sie bildet in gewissem Sinne meine Berufsidentität. Ich frage mich gerade, ob sich meine Aussprache signifikant verbessert, wenn ich mich in meine Uniform stürze… Und ob sich dies vielleicht auf alle roten T-Shirts verallgemeinern lässt?! Ich würde dann also ab sofort alle wichtigen Gespräche, sei es beruflich wie auch privat, nur noch in Rot abhalten. Obwohl mir die Farbe gar nicht steht…
Wie auch immer – in der Garderobe, in der ich mich umziehe, gibt es auch Leute in grün. Das sind die Pflegenden. Und solche in blau. Das wären die medizinisch-technischen Berufe. Und die Götter in weiss natürlich. Alles schön geregelt. Die Menschen in gelb nicht zu vergessen – die „Spitlapöstler“. Für die Patienten mit Wahrnehmungsschwierigkeiten oder kognitiven Einschränkungen ist dies sicherlich eine Erleichterung. Aber: Ganz so einfach ist es nicht, denn wir sind nicht die einzigen Roten: da gibt es nämlich noch die Physiotherapeuten, die Ergotherapeuten und die Ernährungsberater, die das Selbe tragen wie wir. Und so werden wir dann immer mal wieder gefragt, ob wir bei Herrn X bitte die Kalorien berechnen oder mit Frau Y. das Treppensteigen üben können. Das schadet dann meiner Berufsidentität und verschlechtert bestimmt meine Aussprache.
Ich muss sagen, bequem ist sie ja. Sie fühlt sich ein bisschen an wie eine Pijamahose mit Pludershirt. Und mein Wäscheberg zuhause ist deutlich kleiner als der meines Partners, da die Spitalwäsche ja vor Ort gewaschen wird. Ich bin in meinem Berufsalltag nie overdressed oder underdressed. Ausser ich vergreife mich im Schuhwerk – das darf nämlich – man höre und staune – selber mitgebracht werden.
Aufgrund der überwiegenden Vorteile frage ich mich, ob man nicht auch Arbeitskleidung für Schullogopädinnen einführen sollte? Könnten sie nicht genauso von diesem identitätsstiftenden, praktischen, bequemen Stück Stoff profitieren? Es müsste dann wohl ein bunter, kinderfreundlicher Ganzkörperanzug mit wasser- und ölabweisenden Eigenschaften sein. Insgesamt antibakteriell und feuerfest. Verstärkt an Po und Knien dazu rutschfest und elterngesprächstauglich. Das wär doch mal was für eine neue DLV-Projektgruppe?! Oder seht ihr da rot?

Esther Zürcher

Quelle: DLF Deutschschweizer Logopädinnen- und Logopädenverband

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